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Grenzhopping

Kaum liegt die Festungsstadt Saarlouis hinter uns, finden wir uns in ländlicher Idylle wieder. Und so wird das auch bleiben auf unserem Tagestrip entlang der deutsch-französischen Grenze. Sind wir anfangs noch ein Stück auf der »Viezstraße« oder »Route du Cidre« unterwegs, die in Wallerfangen beginnt bzw. endet, schwenken wir, vorbei an alten Zollhäusern, bald über die französische Gemeinde Waldwisse in südlicher Richtung. Bei Niedaltdorf passieren wir gleich zweimal die Grenze, bevor wir der sehenswerten Klosterkirche der ehemaligen Abtei ­Sainte-Croix in Bouzonville einen Besuch abstatten und anschließend im »Café de la Nied« unsere Landkarte für die weitere Route studieren.

Saarland

Wo sind wir? Manchmal ist es nicht so ganz klar, auf welchem Staatsgebiet wir uns gerade befinden. Ganz schwierig wird es dann in Leidingen bzw. Leiding auf der Hochebene des Saargaus. Da ver­läuft nämlich die Grenze auf der »Neutra­len Straße« bzw. der »Rue de la Frontière« mitten durch den Ort. 192 Men­schen leben auf der deutschen, 28 auf der französischen Seite und jede hat ihre eigene Kirche. Davor befinden sich die Grenzblickfenster, durch die man bewusst ins jeweilige Nachbarland schauen kann – und natürlich in die herrliche Landschaft. Unter den Konterfeis von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer stehen Gedichte in verschiedenen Sprachen, die die Sinnhaftigkeit der Grenzen infrage stellen. Und hier ist es ja besonders markant, wechselte das Saarland doch acht Mal die Staatszugehörigkeit in den letzten 200 Jahren. Das betrifft ebenso die lothringische Seite, viele Orte wie zum Beispiel Freyming-Merlebach waren Spielball der Mächte.

Bienvenue und willkommen in beiden Ländern gleichermaßen: In Leiding/en verläuft die deutsch-fran­zösische Grenze direkt auf der Hauptstraße.
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Schön, dass das heutzutage kein Thema mehr ist und man statt auf Grenzposten auf Völkerbindendes stößt, wie etwa das Europadenkmal auf einer Anhöhe in Berus. Von hier aus bietet sich ein offener Blick über das Saartal bis weit nach Frankreich hinein. Noch besser sieht man von der Aussichtsplattform rund um die 16 Meter hohe Betonkonstruktion aus, die bedeutenden Europäern und Mitbegründern der Europäischen Gemeinschaft wie Konrad Adenauer, Joseph Bech, Paul-Henri Spaak und Robert Schuman gewidmet ist.

An eine andere Art der Völkerverbindung erinnert die nicht weit entfernte »Schmuggelbud« direkt auf der Grenze. Früher wurden in diesem Haus Zigaretten, Schnaps und andere Schmuggelware verkauft, heute genießt man hier gut­bürgerliche, regionale Küche aus beiden Ländern. 

Viel weitreichender ist die Sendeanlage auf dem Felsberg aus den Fünfzigerjahren, eine der größten und stärksten der Welt. Der Langwellensender verbreitete das Programm von »Europe 1« und sendete in Französisch von Deutschland aus, was auf die politischen Umständen der Nachkriegszeit zurückzuführen ist. Das alte Sendegebäude erinnert von der Bauform her an eine aufgeklappte Jakobsmuschel, zählt zu den herausragenden technischen Denkmälern des Saarlands und steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Wir freuen uns wieder auf die ruhige, hügelige Landschaft mit ihren hübschen Ansiedlungen und freien Straßen und Sträßchen. Es sind eher letztere, die wir unter die Räder nehmen, und da ist gemütliches Cruisen angesagt – Stichwort »Entschleunigung«. Vorbei am Linslerhof, einem ehemaligen Gutshof, umgebaut zum Romantik-Hotel mit ­Restaurant und Biergarten, geht es durch den Warndt. Das rund 5000 Hektar große Waldgebiet erstreckt sich beiderseits der Grenzen und nur wenige Ortschaften bremsen unseren Fahrfluss ein. Das ändert sich erst in ­Sarreguemines, zu Deutsch Saargemünd, wo die Blies in die Saar mündet. In der sympathischen Stadt blühte einst die Steingut­-Industrie, die mit Keramikbildern verzierte Fassade des Casinos am Saarufer zählt zu den Hauptattraktionen. Die Kleinstadt liegt zwischen zwei UNESCO-Biosphären­reservaten, dem Regionalpark der Nordvogesen und dem Bliesgau, den wir nun ansteuern.

Sehenswert: Das Casino in Saargemünd mit Restaurant und Veranstaltungssaal wurde ursprünglich für die Arbeiter der Faïencerie (hochwertige Keramik / Steingut) gebaut.
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Ein Stück flussabwärts lädt die denkmalgeschützte Kirche Saint-Michel in Zetting zu einem Stopp ein. Die verschiedenen historischen Baustile und die Maßwerkfenster können auch Laien begeistern, immerhin gehört das Bauwerk zu den „monuments historiques“. Wesentlich mehr Zeitaufwand würde der Kultur- und Archäologiepark zwischen dem französischen Bliesbruck und dem deutschen Reinheim erfordern. Das passt uns aber nicht mehr ins Programm, statt dessen geben wir uns wieder dem Fahrfluss hin. Schon bald haben uns die Streuobstwiesen, Alleen, Flussauen, Wälder und malerischen Dörfer wieder und ehe wir uns versehen, rollen wir erneut über französischen Boden. 

Es ist schon erstaunlich, welche Geschichte manche Orte haben. So war das eher unscheinbare Rimling mit heute gerade mal rund 600 Einwohnern zur Zeit Karls des Großen Königsgut und zwei wichtige mittelalterliche Handelsstraßen trafen hier aufeinander. Dagegen ist die Bedeutung von Hornbach auf den ersten Blick nachvollziehbar, wenn man sich die Altstadt und das Kloster anschaut. 741 gegründet, wurde es im 11. Jahrhundert durch eine monumentale Kirche erweitert und hatte bis ins 14. Jahrhundert weitreichenden Einfluss in die Entwicklung Oberlothringens. So sollen viele Hof- und Dorfgründungen auf das Kloster zurückgehen. Vor einigen Jahren wurde das ehemalige Benediktinerkloster zu einem stilvollen Hotel mit historischem Ambiente umgebaut. 

Blieskastel, mitten im Biosphärenreservat Bliesgau gelegen, markiert das Ende unserer Grenzhopping-Tour. Die kleine Residenzstadt hat viel Charme und ist seit kurzem auch »Cittàslow«. Inspiriert von der Slow-Food-Bewegung, geht es den Mitgliedern um eine Verbesserung der Lebensqualität und kulturelle Diversität. Die Stadt gilt als das besterhaltene Barock­ensemble Südwestdeutschlands und ist eine der ehemaligen Residenzstätte entlang der touristischen »BarockStraße SaarPfalz«. Barockes Prunkstück Blieskastels ist die Schlosskirche aus dem Jahre 1778, in unmittelbarer Nähe befindet sich die Orangerie, und die unter Denkmalschutz stehende Altstadt begeistert mit malerischen, verwinkelten Gassen. Der rund 5000 Jahre alte Menhir Gollenstein gilt als Wahrzeichen Blieskastels und zählt zu den ältesten Kulturdenkmälern Deutschlands. Ebenfalls mitten im Grünen liegen die Lustschlösser der Marianne von der Leyen am Niederwürzbacher Weiher, der Annahof und Monplaisir. Zahlreiche Cafés und Biergärten laden zum Verweilen ein.

Hinter uns liegen knapp 200 feine Kilometer durch eine hügelige, landwirtschaftlich geprägte Gegend mit reichlich Fauna und Flora und sogar Orchideenwiesen. Doch dies ist nur ein Teil dieser sympathischen Gegend. Von hier aus lassen sich nämlich noch weitere Touren durchs Saarland, Richtung Luxem­burg, ins Elsass und tiefer hinein nach Lothringen unternehmen. Zahlreiche gemütliche Hotels bieten sich als Ausgangspunkt für große und kleine Entdeckungstouren an. Da kommen wir gerne wieder – nicht zuletzt wegen der vielfältigen und leckeren Küche.

 

 
 

GPS-Daten

Länge der Tour: 195 km
Dauer: 4 Stunden
Zum Download

Tourismus Zentrale Saarland GmbH

Tourismus Zentrale Saarland GmbH
Franz-Josef-Röder-Str. 17
66119 Saarbrücken
Tel.: 0681 / 92720-0, Fax: -40
E-Mail: info@tz-s.de
www.urlaub.saarland

Tourist-Information Saarlouis

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Tel.: 06831 / 444449
www.rendezvous-saarlouis.de